Protokoll der 2. Sitzung

Dienstag den 24.10.2000 um 16 Uhr
Institut für Musikwissenschaft, Mozartgasse 3, 8010 Graz

TeilnehmerInnenliste
Arras Markus, Gewilab
Athenstaedt Ursula, Psychologie
Eberhart Helmut, Volkskunde
Feenstra Eva, Romanistik
Haller Max, Soziologie
List Elisabeth, Philosophie
Parncutt Richard, Musikwissenschaft (Vorsitzender)
Stotter Martin, ETC für Menschenrechte

This document was prepared by an English speaker (Richard Parncutt, with assistance from Ursula Athenstaedt). Readers are invited to send linguistic corrections and improvements, as well as suggestions regarding content, to parncutt@kfunigraz.ac.at.

 

1. Protokoll der ersten Sitzung
Ein vorläufiges Protokoll stand einige Wochen vor der Sitzung im Internet zur Einsicht. Einwände gab es weder per Email vor der Sitzung noch bei der Sitzung selbst. Daraufhin wurde das Protokoll abgeschlossen.

2. Aufgabenbereiche der geplanten Arbeitsgruppen
Details: Siehe unten. Zuerst eine allgemeine Entscheidung:
Die vorgeschlagenen AGs wird es nicht geben. Ab jetzt wird stattdessen von "Themenbereichen" o.ä. gesprochen. In diesen Themenbereichen werden noch Sitzungen veranstaltet und Dokumentation gesammelt. Es wird z.B. weiter untersucht, was in jedem Bereich an der KFUG schon unternommen wird.

3. Arbeitsgruppen: Einbindung von weiteren interessierten Universitätsangehörigen
Die Möglichkeit, in verschiedene Bereiche des Projekts offizielle "Zuständige" bzw. "Verantwortliche" einzusetzen, wurde diskutiert. Die zweckmäßigste universitäre Strukturierung bzw. Organisationsform bleibt noch unklar. Aber um eine zeitgerechte Umsetzung zu fördern, wäre eine Liste von Aufgaben, Verantwortungsbereichen, Zielen usw. erstrebenswert, die Individuen an der Universität während eines gewissen Zeitraums freiwillig übernehmen könnten.

4. Verteilung des administrativen Aufwands
Da keinE ProtokollführerIn zur Verfügung stand, hat der Vorsitzender die TeilnehmerInnen gebeten, während und nach der Sitzung ein ausgehändigtes Formular auszufüllen und ihm bis 6. November 2000 ausgefüllt zurückschicken. Diese Strategie war nicht erfolgreich. Für die nächste Sitzung wird einE ProtokollführerIn gesucht.

5. Zeitplanung und die nächste Sitzung
Die nächste Sitzung findet am Montag, 4. Dezember 2000, um 15 Uhr im Institut für Musikwissenschaft statt. Universitätsangehörige, die bereits auf dem Gebiet der Fremdenfeindlichkeit oder verwandten Gebieten Forschung betreiben, sind eingeladen bei dieser Sitzung ihre bisherigen Arbeiten kurz zu präsentieren (5 Minuten am OHP plus einseitiges Handout). Auch könnten mögliche Anwendungen im Rahmen der U.I.g.F. erörtert werden.

Bei der kommenden Sitzung soll auch bei Gelegenheit diskutiert, wie zumindest eine Auswahl der vielen bis jetzt dokumentierten Möglichkeiten realistisch in einem absehbaren Zeitraum umgesetzt werden könnten.

6.Weiteres zu den jeweiligen Themenbereichen

Themenbereich 1: Diskriminierung von Fremden an der Universität, in Graz und in der Steiermark: Dokumentation, Entwicklung und Implementierung von Gegenstrategien

Folgende mögliche Vorgehensweisen wurde besprochen:

  1. EineN offizielleN "ZuständigeN" bzw. "VerantwortlicheN" ernennen (Vorschlag an den Senat?). Entweder:
  • eine eigene Stabstelle bzw. eine Anlaufstelle wie z.B. das Büro für Gleichbehandungsfragen, oder
  • eineN ZuständigeN für Diskrimierung von Fremden (cf. Gleichbehandlungsbeauftragte Dr Roth; Behindertensprecher Dr Förster). Dies wäre keine neue Planstelle sondern eine Wahlfunktion (ehrenamtlich, durch Wahl besetzt).

Eine solche "Ernennung" könnte in Zusammenarbeit mit der für Gleichbehandlungsfragen zuständigen Vizerektorin (Frau Pellert) erfolgen.

Auch ohne "Ernennung" könnte ein Mitglied der KFUG freiwillig für einen gewissen Zeitraum die Verantwortung für dieses Teilprojekt übernehmen.

  1. Man würde zunächst überprüfen, ob es überhaupt Diskriminierung von Fremden an der Universität gibt. Wenn ja, müsste man diese auch dokumentieren (zum Vergleich: Einstellungen gegenüber Ausländern und Flüchtlingen in Graz ist von Paul Jiménez, Psychologie untersucht worden.) Vorläufige Strategie: Die "zuständige Person" würde zuerst ihre Telefonnummer bzw. Email-Adresse veröffentlichen (z.B. Aushang bei BIB, ÖH, usw.). Wer an der Universität (oder in Graz bzw. in der Steiermark) Diskriminierung gegen Fremde erlebt oder erlebt hat, könnte mit der "zuständigen Person" Kontakt aufnehmen und einen kurzen, anonymen Bericht deponieren. Die "zuständige Person" würde zu einem späteren Zeitpunkt die verschieden Berichte zusammenstellen und bei einer Sitzung der UIgF vorliegen.
  2. Diplomarbeiten u.dgl. im Themenbereich fördern. Anregungen an die entsprechenen Lehrenden. (Z.B. hat Herr Haller / Soziologie Diplomarbeiten zu diesem Thema betreut.)
  3. Die Situation für ausländische Lehrbeauftragte der Universität ausländische Lehrkräften sollte untersucht werden. (Es wurde über eine ausgeschrieben Stelle für Spanisch diskutieren, bei der "Native Speaker" gesucht wurden, die auch ÖsterreicherInnen hätten sein können.)
  4. Relevante Studien inner- und außerhalb der Universität sammeln und fördern. Z.B: kennt Herr Eberhart / Volkskunde eine Auftragsstudie der Stadt Graz über die Situation von AfrikanerInnen in Graz.
  1. Gegenstrategien entwickeln, z.B.: KollegInnen für Probleme von "Fremden" sensibilisieren (z.B. bei der Inskriptionsstelle: Wie geht man mit Sprachproblemen um?); die diesbezügliche "Zivilcourage" der Lehrenden erheben.

Themenbereich 2: Öffentlichkeitsarbeit bzw. Aufklärungskampagne für alle Bevölkerungsschichten - Wissenschaftliche Vorbereitung und effektive Vermittlung relevanter Informationen

Da eine solche Kampagne in Österreich noch nie unternommen wurde, stehen die Chancen nicht schlecht, dass man auf diese Weise etwas erreicht. Außerdem könnte heutzutage eine solche Kampagne gleichzeitig in mehreren verschiedenen (alten und neuen) Medien verwirklicht werden. Eine Finanzierung könnte über die EU erfolgen. Was die zu vermittelten Inhalte betrifft, würde es ev. ausreichen, zuerst die einfachsten Tatsachen über AusländerInnen in die Öffentlichkeit zu transportieren; Man könnte so versuchen, falsche Vorurteile durch Fakten abzubauen. Die Hauptrolle der Universität würde darin bestehen, kurze Behauptungen in Bezug auf Kriminalität, Sozialleistungen, Schulen usw. wissenschaftlich zu begründen. Hauptzielgruppe der Kampagne wäre die sog. "kleinen Leute" - MitbürgerInnen, die keine gute Ausbildung bekamen und selten direkten Kontakt mit AusländerInnen haben. Ein Ziel wäre, die politisch Manipulierbarkeit dieser MitbürgerInnen dadurch zu reduzieren, dass sie durch einfache Tatsachen, die selten in den ihnen leicht zugänglichen Medien vorkommen, informiert werden, damit sie künftig im Themenbereich Ausländerpolitik eigenständig zu einer fundierteren Meinung kommen können.

Themenbereich 3: Unterricht an österreichischen Schulen und Gymnasien in den Fächern Ethik, Geschichte des Nationalsozialismus, österreichische Minderheiten - Vorbereitung von Lehrmitteln, Mitarbeit mit Schulen und Gymnasien

Hier könnte man z. B. die Fachdidaktik auf jedem Institut, an denen solche Inhalte gelehrt werden, mit Hinblick auf Fremdenfeindlichkeit untersuchen und in diesem Kontext kreative Möglichkeiten zur Überwindung von Fremdenfeindlichkeit erarbeiten.

Themenbereich 4: Forschung und Lehre an der Universität

Ein Symposium zum Thema Fremdenfeindlichkeit wurde vorgeschlagen. Da das Projekt "UIgF" sich als praxisorientiert versteht, und da es schon solche Symposien gegeben hat, wurde dieser Vorschlag zuerst in Frage gestellt. Ein solches Symposium würde z. B. die wichtigste Zielgruppe (die "kleinen Leute") nicht erreichen.

Dieser Themenbereich kann als Grundlage von allen anderen Themenbereichen angesehen werden. Aus dieser Sicht ist er ev. hinfällig. Es wäre trotzdem interessant, zu untersuchen, ob es in bestimmten Bereichen der Forschung und der Lehre an der Universität fremdenfeindliche Elemente gibt.

Themenbereich 5: Verfügbarkeit und Austausch von Information im Internet

Die Gewi-Lab bietet kostenlos im Rahmen dieses Projektes die kreative Gestaltung von Websites an.