Rettet die grüne Lunge von Graz!

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Stellen Sie sich vor...

Die Stadt Graz würde tausende Bäume fällen lassen.

Nicht zehn, nicht hundert, nicht einmal tausend. Sondern bis zu 16.000 Bäume. Viele davon sind 10-20m hoch und 50-100 Jahre alt.

Nicht am Stadtrand, sondern in der Mitte der Stadt. Entlang der Mur. 
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Wie würde die Mur dann in der Stadtmitte aussehen?

Ähnlich wie jetzt bei der Seifenfabrik.
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Wo soll gerodet werden?

Das ganze linke Murufer vom Puntigam über Augarten bis Radetzkybrücke; später bis Kalvarienbrücke.

Wann soll gerodet werden?

Im Herbst 2017. 
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Warum wird gerodet? Um den Bau eines großen Speicherkanals entlang der Mur zu ermöglichen. Auch Betonwände werden an beiden Seiten des Flusses gebaut. Der Fluss wird zubetoniert. Die Bagger brauchen Zugang.

Wie geht die Stadt Graz sonst mit Bäumen um? Sehr sorgfältig und vorsichtig, denn "Bäume haben in der Stadt einen ganz besonders hohen Wert". mehr

Wieviel ist ein Baum in der Stadt wert? Aus wirtschaftlichen Forschungsergebnissengeht hervor, dass ein typischer Baum in einer Stadt ca. 5000 Euro wert ist. Der Wert von 10.000 Bäumen ist demnach ca. 50 Millionen Euro. Die geplante Rodung in Graz wird den Gesamtwert aller betroffenen öffentlichen und privaten Gründstücken entlang der Mur um ca. diesen Betrag reduzieren. Nicht in dieser Berechnung inkludiert ist der Wert der Bäume für den Erhalt des Weltklimas. Ein großer, älterer Baum bindet 10 kg CO2 pro Jahr; 10.000 Bäume binden 100 Tonnes per Jahr. Das ist vergleichbar mit den Emissionen von 100 Autos, die täglich in der Stadt herumfahren.

Muss ein Speicherkanal gebaut werden? Nein. Die Erklärungen der Behörden sind irreführend. Eigentlich brauchen wir weder Wasserkraftwerk noch Speicherkanal. Auch wenn das Wasserkraftwerk bleibt, brauchen wir dazu keinen Speicherkanal, wenn der Wasserspiegel relativ niedrig gehalten wird.


Brauchen wir mehr Wasserkraft, um das Klima zu retten? Das hängt von einer Kosten-Nutzen-Rechnung ab. Zu den Kosten gehört auch die Naturzerstörung. Man rettet das Klima nicht, indem man einen Wald rodet. Das geplante Kraftwerk wird nicht einmal 1% des jährlichen Stromverbrauches der Steiermark liefern. Um die Parisziele zu erreichen, sollen wir eher in der Größenordnung von 10% denken und dieses Ziel mit einer Kombination aus Solar, Wind und Geothermie erreichen. Durch Effizienzmaßnahmen könnte mehr gespart werden, als vom Murkraftwerk produziert wird.

Geht es nur um Bäume? 
Das Projekt stellt eine ernsthafte Gefahr für viele Lebewesen dar. Die freifließende Mur bietet Lebensraum für Fische (Bachforellen, Äschen, Barben, Strömer), Vögel (Wasseramsel, Eisvogel, Baumfalke), Reptilien (Würfelnatter, Schlingnatter, Äskulapnatter, Eidechsen), Säugetiere (Fischotter, Fledermäuse, Feldhasen, Eichhörnchen, Igel), Insekten (Steinfliegen, Eintagsfliegen, Köcherfliegen) and Pflanzen (Flatterulme, Eschen, Weiden, Pfaffenhütchen, Schwarzer Holunder, Kletterpflanzen, Efeu). Auch Menschen leiden darunter, wenn viele Bäume gefällt werden.

Was steckt dahinter? 
Es wird spekuliert, dass EntscheidungsträgerInnen in Politik, Bauindustrie oder Immobilien Interessenskonflikte haben. 

Wie viel Geld wird verschwendet, wenn das Projekt jetzt gestoppt wird? Schon viel. Nur: insgesamt wird noch mehr Geld verschwendet, wenn das Projekt nicht gestoppt wird. Dazu kommt die Naturzerstörung, die praktisch unumkehrbar sein wird.

Gibt es eine bessere Lösung?

Auf jeden Fall. Die Stadt Graz braucht ein neues, holistisches Managementkonzept für Energie, Wasser und Biodiversität:
Bei Entscheidungen, die alle Grazer (auch die nächste Generation) betreffen, sollte sich die Stadt beraten lassen: erstens von führenden örtlichen und internationalen ExpertInnen und zweitens von der Bevölkerung (Volksbefragung). Die wasser- und energietechnischen Möglichkeiten gehören endlich systematisch, vergleichend und kreativ erforscht und diskutiert. Die fortschrittlichen Lösungen vergleichbarer Städte gehören evaluiert, für Graz angepasst und umgesetzt.

Was kann noch getan werden?

Viele GrazerInnen sind entsetzt. Sie arbeiten hinter den Kulissen, um das Projekt zu stoppen. Die Medien haben Interessenskonflikte und berichten nicht darüber. In jedem Fall gilt: egal, wie viel schon gebaut wurde, rentiert sich das Projekt weder ökologisch noch ökonomisch. Also bitte jetzt agieren und nicht erst nach den Rodungen im Oktober! 

Was sagt die katholische Kirche dazu?

Die Frage mag überraschen. Sie ist berechtigt und relevant, nachdem Österreich sich als katholisches Land bezeichnet. Außerdem wird die Grazer Stadtregierung derzeit von der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) geführt, die sich ebenfalls für katholisch hält. Die Grazer ÖVP ist hauptverantwortlich für die Entscheidung, trotz negativer Umweltverträglichkeitsprüfungen und fehlenden finanziellen Mitteln das Murkraftwerk und den Zentralspeicherkanal bauen zu lassen.

Bisher äußert sich der Papst nicht direkt zu diesem Fall, auch seine österreichischen Vertreter nicht. Seine allgemeine Meinung zu solchen Fällen findet man in der Enzyklika Laudato Si’. Obwohl ich Atheist bin, halte ich dieses Dokument für eins der wichtigsten Dokumente des 21. Jahrhunderts. Folgende Auszüge sind besonders relevant. 

Aus verschiedenen Kosten-Nutzen-Analysen geht hervor, dass das Projekt sich weder ökonomisch noch ökologisch rentiert. Der Papst dazu:

184. Wenn eventuelle Risiken für die Umwelt erscheinen, die das gegenwärtige oder zukünftige Gemeinwohl betreffen, verlangt die Situation, „dass alle Entscheidungen auf der Grundlage einer Gegenüberstellung der Risiken und der Vorteile jeder in Frage kommenden Alternative getroffen werden“.[131] Das gilt vor allem, wenn ein Projekt einen erhöhten Verbrauch natürlicher Ressourcen, eine Zunahme von Emissionen oder Abfallprodukten, die Erzeugung von Rückständen oder eine bedeutende Veränderung der Landschaft, des Lebensraums geschützter Arten oder eines öffentlichen Raums verursachen kann. Einige nicht ausreichend analysierte Projekte können zutiefst die Lebensqualität eines Ortes schädigen.

An der Karl-Franzens-Universität Graz sind viele international anerkannte ExpertInnen in relevanten Fachbereichen tätig, unter anderem in Klimawissenschaft (natur- und wirtschaftswissenschaftliche Aspekte), Biologie (Pflanzenwissenschaften, Zoologie, Medizin), Sozialwissenschaften (Psychologie, Soziologie), Geographie (Raumforschung, Stadtplanung, Umweltsystemwissenschaften) und Recht (Umweltrecht, Menschenrechte, Demokratie). Viele davon wurden nie kontaktiert und einige wurden sogar aus Entscheidungsvorgängen ausgeschlossen. Der Papst dazu:

140. Aufgrund der großen Zahl und der Vielfalt der Elemente, die zu berücksichtigen sind, wird es bei der Ermittlung der Umweltverträglichkeit einer konkreten Unternehmenstätigkeit unverzichtbar, den Forschern eine maßgebliche Rolle zu übertragen und ihre Zusammenarbeit mit beträchtlicher akademischer Freiheit zu fördern. Diese stetige Forschung müsste auch zu der Erkenntnis führen, wie sich die einzelnen Lebewesen zueinander verhalten und die größeren Einheiten bilden, die wir heute „Ökosysteme“ nennen. Wir ziehen sie nicht nur zur Ermittlung ihrer vernünftigen Nutzung in Betracht, sondern auch weil sie einen eigenständigen Wert besitzen, der von dieser Nutzung unabhängig ist. Wie jeder Organismus in sich selber gut und bewundernswert ist, weil er eine Schöpfung Gottes ist, so gilt das Gleiche für das harmonische Miteinander verschiedener Organismen in einem bestimmten Raum, das als System funktioniert. Auch wenn es uns nicht bewusst ist, hängen wir für unsere eigene Existenz von einem solchen Miteinander ab. Man muss sich vor Augen halten, dass die Ökosysteme auf die Umwandlung von Kohlendioxid, auf die Reinigung des Wassers, auf die Kontrolle von Krankheiten und Plagen, auf die Zusammensetzung des Bodens, auf die Zersetzung der Rückstände und auf viele andere Bereiche einwirken, die wir nicht bedenken oder nicht kennen. 

Ein moderner Ansatz zum städtischen Wassermanagement berücksichtigt den gesamten physischen und sozialen Kontext. Wasser wird nicht als Problem, das beseitigt werden muss, sondern als Ressource, die benutzt werden kann. Der Papst dazu:

151. Es ist erforderlich, dass die öffentlichen Plätze, das Panorama und die urbanen Bezugspunkte gepflegt werden. Denn sie lassen in uns den Sinn der Zugehörigkeit, das Gefühl der Verwurzelung und den Eindruck wachsen, „zu Hause zu sein“ innerhalb der Stadt, die uns umschließt und zusammenführt. Wichtig ist, dass die verschiedenen Teile einer Stadt gut integriert sind und die Bewohner ein Gesamtbild haben können, statt sich in Wohnquartieren abzukapseln und darauf zu verzichten, die ganze Stadt als einen eigenen, gemeinsam mit den anderen genutzten Raum zu erfahren. Jeglicher Eingriff in die städtische oder ländliche Landschaft müsste die Tatsache berücksichtigen, dass die verschiedenen Elemente des Ortes ein Ganzes bilden, das die Bewohner als ein kohärentes Bild mit seinem Reichtum an Bedeutungen wahrnehmen. Auf diese Weise sind die anderen nicht mehr Fremde und können als Teil eines „Wir“ empfunden werden, das wir gemeinsam aufbauen. Aus demselben Grund ist es sowohl für das städtische als auch für das ländliche Umfeld angebracht, einige Orte zu bewahren, in denen menschliche Eingriffe, die sie ständig verändern, vermieden werden.

Die Zerstörung von über 10.000 Bäumen im Stadtgebiet widerspricht der Grazer Baumschutzverordnung, die jeden einzigen Baum schützt. Der Papst dazu:

142. (...) Wir wissen zum Beispiel, dass Länder, die über eine klare Gesetzgebung zum Schutz der Wälder verfügen, weiterhin stumme Zeugen einer häufigen Verletzung dieser Gesetze sind. 

Diese Bäume sind eine natürliche Klimaanlage, die in Zukunft fehlen wird. Die Energie Steiermark erkennt diese Funktion der Bäume offenbar nicht. Stattdessen freut sie sich, wenn mehr elektrische Klimaanlagen verkauft werden und der Stromverbrauch dementsprechend steigt. Der Papst dazu:

55. (...) was mit dem ständig zunehmenden Gebrauch und der steigenden Intensität der Klimaanlagen geschieht. Die Märkte, die davon unmittelbar profitieren, regen die Nachfrage immer noch mehr an. Wenn jemand die Erdenbewohner von außen beobachten würde, würde er sich über ein solches Verhalten wundern, das bisweilen selbstmörderisch erscheint.

Aus der Geschichte dieses Falls geht hervor, dass Schlüsselvertreter der Stadt Graz, der Holding Graz und der Energie Steiermark sich schon vor vielen Jahren für den Bau des Murkraftwerkes und des zentral Speicherkanals entschieden haben, obwohl damals noch keine Umweltverträglichkeitsprüfungen durchgeführt worden waren. Der Papst dazu:

183. Eine Untersuchung der Umweltverträglichkeit dürfte nicht im Anschluss an die Erarbeitung eines Produktionsplanes oder irgendeiner Politik, einer Planung oder eines Programms stattfinden, die es zu entwickeln gilt. Sie muss von Anfang an einbezogen und bereichsübergreifend, transparent und unabhängig von jedem wirtschaftlichen oder politischen Druck ausgearbeitet werden. Sie muss mit einer Analyse der Arbeitsbedingungen und der möglichen Auswirkungen – zum Beispiel auf die physische und geistige Gesundheit der Menschen, auf die lokale Wirtschaft, auf die Sicherheit – verbunden sein. So kann man auf realistischere Weise Rückschlüsse auf die wirtschaftlichen Ergebnisse ziehen, indem man mögliche Szenerien berücksichtigt und eventuell der Notwendigkeit einer größeren Investition zur Lösung unerwünschter und korrigierbarer Wirkungen zuvorkommt. Immer ist es notwendig, den Konsens unter den verschiedenen gesellschaftlichen Akteuren einzuholen, die unterschiedliche Perspektiven, Lösungen und Alternativen beisteuern können. Einen privilegierten Platz in der Diskussion müssen jedoch die Einwohner vor Ort haben, die sich fragen, was sie für sich und für ihre Kinder wollen, und die auch Ziele in Betracht ziehen können, die das unmittelbare wirtschaftliche Interesse übersteigen. Man muss den Gedanken an „Eingriffe“ in die Umwelt aufgeben, um zu einer von allen betroffenen Parteien durchdachten und diskutierten Politik zu kommen. Die Beteiligung verlangt, dass alle über die verschiedenen Aspekte sowie über die unterschiedlichen Risiken und Möglichkeiten angemessen informiert sind und dass sie nicht auf die Anfangsentscheidung über ein Projekt reduziert wird, sondern auch Maßnahmen zur Kontrolle oder der ständigen Überwachung einschließt. Es braucht Aufrichtigkeit und Wahrheit in den wissenschaftlichen und politischen Diskussionen, ohne sich darauf zu beschränken abzuwägen, was gesetzlich erlaubt ist oder nicht.

Die freifließende Mur und die tausenden Bäume am Murufer haben auch einen ästhetischen Wert. Das mag offensichtlich sein, doch ein solches Argument wird oft nicht ernst genommen. Der Papst dazu:

215. In diesem Zusammenhang „darf die Beziehung, die zwischen einer angemessenen ästhetischen Erziehung und der Erhaltung einer gesunden Umwelt besteht, nicht vernachlässigt werden“.[150] Auf die Schönheit zu achten und sie zu lieben hilft uns, aus dem utilitaristischen Pragmatismus herauszukommen. Wenn jemand nicht lernt innezuhalten, um das Schöne wahrzunehmen und zu würdigen, ist es nicht verwunderlich, dass sich für ihn alles in einen Gegenstand verwandelt, den er gebrauchen oder skrupellos missbrauchen kann. Zugleich muss man, wenn man tiefgreifende Veränderungen erzielen will, berücksichtigen, dass die Denkmuster wirklich die Verhaltensweisen beeinflussen. Die Erziehung wird unwirksam, und ihre Anstrengungen werden unfruchtbar sein, wenn sie nicht auch dafür sorgt, ein neues Bild vom Menschen, vom Leben, von der Gesellschaft und von der Beziehung zur Natur zu verbreiten. Andernfalls wird das auf Konsum ausgerichtete Modell, das durch die Kommunikationsmittel und über die wirkungsvollen Räderwerke des Marktes übermittelt wird, weiter fortschreiten. 

Das derzeitige Vorgehen der Stadt Graz widerspricht der aktuellen internationalen Lehrmeinung der katholischen Kirche grundsätzlich. Wir, die sogenannten "Murkraftwerksgegner", wollen wissen, warum. Wir werden uns nicht mit irreführenden Halbantworten abspeisen lassen.

Weitere Informationen
  1. Rettet die Mur
  2. Murxkraftwerk
  3. Wie es dazu kam
  4. Die wichtigsten Entscheidungen

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