Der Hintergrund von fAIR
Die
historische Relevanz
Die aktuelle soziale Relevanz
Die wissenschaftliche Relevanz
Die Rolle der Universitäten
Das Besondere an fAIR
Zur Terminologie
Die historische Relevanz von fAIR
Seit der Antike werden Fremde diskiminiert. Eine kleine, exemplarische Auswahl der unzähligen historischen Ereignisse (alle Angaben ohne Gewähr):
Datum | Ort | Bezeichnung | Täter (vorwiegend) | Opfer (vorwiegend) | Ergebnis |
seit Jahrhunderten | Europa | Fremdenfeindlichkeit | Allgemeinheit | MigrantInnen und Minderheiten wie JüdInnen/Juden, Roma/Sinti | Unterdrückung |
seit Jahrhunderten | USA | Rassismus | European Americans | African Americans | weniger Geld, öfter misshandelt oder hingerichtet... |
1939-1945 | Deutschland | Holocaust | NationalsozialistInnen, durch MitläuferInnen unterstützt | JüdInnen/Juden, andere Minderheiten und Andersdenkende | ca. 6.000.000 Tote |
seit den 1970er Jahren | Kärnten | Ortstafelstreit | Regierung, Deutsch-KärntnerInnen | Slowenisch-KärntnerInnen |
Unterdrückung |
seit 1990 | Deutschland | Neonazismus | Neonazis | MigrantInnen und Minderheiten | Gewalt |
seit mehreren Jahren | Australien | Fremdenfeindlichkeit und Rassismus | Regierung, durch WählerInnen unterstützt | 1. Asylsuchende |
1. inhaftiert |
1994 | Ruanda | Völkermord | Hutu (weite Teile der Bevölkerung) | Tutsi und Sympathisierende | ca. 800.000 Tote |
1995 | Srebrenica, Bosnien | Massaker | bosnisch-serbische Armee, Polizei, serbische Paramilitärs | Bosniaken | bis ca. 8.000 Tote, 30.000 vertrieben |
1996-2001 | Afghanistan | Völkermord | Taliban | Hazara, andere Nicht-Paschtunische |
mehrere Tausend Tote |
jährliche Berichte seit 2000 (ZARA) | Wien | Rassismus und Fremdenfeindlichkeit | Einheimische | MigrantInnen und Minderheiten | ca. 900 Fälle in 2004 |
2001 | USA | 9/11 | islamistische Fundamentalisten | AmerikanerInnen |
ca. 3.000 Tote |
2004-2005 | Darfur, Sudan | ethnische Säuberung | arabische Stämme (Dschandschawid) |
afrikanische Stämme (Fur) |
ca. 300.000 Tote |
2005 | Wien | fremdenfeindlicher Wahlkampf | Freiheitliche Partei Österreichs | MigrantInnen und Minderheiten in Wien | Verunglimpfung |
2005 November | Pariser Vororte | Gewalt | Jugendliche mit Immigrations-hintergrund | Einheimische | zerstörte Autos, Läden usw. |
2006 | weltweit | Karikaturen, die gegen religiöse Tabus verstoßen | europäische Medien | MuslimInnen | Gewalt |
2007 | Österreich | Diskussion zu Fremdenrecht, Bleibereicht, Abschiebung | Regierung | gut integrierte AsylwerberInnen | Unsicherheit |
? | weltweit? | Nuklearkrieg? | ChristInnen/Muslime? | ChristInnen/Muslime? | unvorstellbar |
Im Rahmen von fAIR wird angenommen, dass eine Kombination von interdisziplinarer Forschung und wirksamer Öffentlichkeitsarbeit einen Beitrag zum Abbau von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit leisten kann. Die Tabelle zeigt, dass es sich um ein fast unvorstellbar großes Problem mit weit reichenden Konsequenzen handelt. Bei solchen Dimensionen lohnt es sich, viel zu investieren, auch wenn nur kleine Fortschritte erwartet werden können. Wir erwarten selbstverständlich nicht, dass eine wissenschaftliche Aktion (auch eine große internationale) die schrecklichste Variante von Rassismus - Völkermord - verhindern kann. Wenn wir aber die Wahrscheinlichkeit einer solchen Katastrophe - in der evtl. eine Million Menschen sterben - durch nur 1% verringern können, haben wir effektiv schon 10 000 Menschenleben gerettet. Die Zahl von einer Million ist sicherlich nicht übertrieben, denn in einer nuklearen Welt könnte es sich sogar um das Überleben der ganzen Menschheit handeln. Vor diesem Hintergrund lohnt es sich in jedem Fall, langfristig in ein solches Projekt zu investieren. Auch unabhängig von dieser Argumentation kann allein der alltägliche Rassismus gegenüber Minderheiten und MigrantInnen, der fast überall in der Welt beobachtet wird und als universelles und tief verwurzeltes Problem gilt, eine solche Aktion rechtfertigen.
fAIR richtet sich gegen alle Formen der Fremdenfeindlichkeit und des Rassismus - nicht nur ihre gefährlichsten Varianten, sondern auch ihre alltägliche, relativ harmlose Manifestationen. Zahlreiche unabhängige Quellen bestätigen, dass Rassismus in der gesamten EU und darüber hinaus in den meisten Ländern der Welt ein wesentliches gesellschaftliches Problem darstellt. Die Situation in Österreich wird von der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI) beobachtet und regelmäßig zusammengefasst (siehe Berichte aus 2000/2001 und 1999). Die Situation in Wien wird laufend von ZARA (Zivilcourage und Anti-Rassistische Arbeit) dokumentiert. Weitere wichtige Quellen sind die Zeitschrift Stimme für und von Minderheiten vom österreichischen Verein Initiative Minderheiten, die Zeitschrift Zebratl von Zebra (Zentrum zur sozialmedizinischen, rechtlichen und kulturellen Betreuung von Ausländern und Ausländerinnen in Österreich) und die Grazer Straßenzeitung Megaphon.
Da diese Aktion von Österreich ausgeht, ist es wichtig auch die Frage zu stellen, ob oder inwiefern Österreich ein fremdenfeindliches oder rassististisches Land ist. Nach Eurobarometer und EUMC liegt Österreich diesbezüglich im europäischen Mittelfeld. Fremdenfeindlichkeit ist in z.B. Skandinavien schwächer und in Griechenland stärker ausgeprägt. Dazu ist Fremdendfeindlichkeit in der Regel stärker in Ost- als in Westeuropa sowie in Afrika als in Europa. Diese Effekte scheinen eher mit Bildung und Wohlstand als mit Geographie und Kultur zusammenzuhängen. Bildung trägt offenbar indirekt zum Aubbau von Fremdenfeindlichkeit bei: Fremdenfeindlichkeit wird durch Bildung abgebaut, egal, ob diese Bildung das Thema Fremdenfeindlichkeit direkt anspricht, oder nicht. Im Rahmen von fAIR soll dieser Vorgang auch direkt erfolgen.
Die
aktuelle soziale Relevanz von fAIR
Seit vielen Jahren dominiert das Thema Fremdenfeindlichkeit in den täglichen nationalen und internationalen Nachrichten. Rar ist eine Ausgabe einer Qualitätszeitung, die keine wichtigen Nachrichten zum Thema Fremdenfeindlichkeit und ihre Auswirkungen bringt. Zum Beispiel brach am Montag den 10. April 2006 die österreichische Tageszeitung Der Standard folgende Schlagzeilen:
Eine solche Fülle von Berichten im Themenbereich der Interkulturalität in einer einzigen Ausgabe einer Qualitätszeitung ist nicht unüblich. Forsten Sie die heutige Ausgabe Ihrer Lieblingszeitung nach diesem Kriterium durch!
Die
wissenschaftliche Relevanz von fAIR
Die wissenschaftliche Relevanz des Themenbereichs "Multi- und Interkulturalität, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus" ergibt sich aus der Fülle an aktueller Forschung in diesem Bereich sowie aus der beträchtlichen disziplinären Spannweite dieser Forschung. Das Thema hat aber auch wissenschaftstheoretische Signifikanz, denn es geht um grundlegende wissenschaftliche Begriffe wie Wahrheit, Objektivität und Arroganz.
Arroganz ist ein heikles Thema. Streng genommen ist jede/r, die/der über Arroganz spricht/schreibt oder Anderen Arroganz vorwirft, selbst arrogant. Zum paradoxen Thema Arroganz und Politik hat der deutsche Dichter Erich Fried folgendes geschrieben:
Links
rechts links rechts |
|
Wenn
ein Linker denkt |
Und
weil ich |
Rassismus ist eine Art Arroganz. RassistInnen halten die eigene kulturelle oder pseudobiologische Gruppe für grundsätzlich wichtiger oder besser als andere Gruppen. Dieser Glaube wird durch irrationale, gesellschaftlich tradierte Vorurteile unterstützt und aufrecht erhalten.
Tatsache ist in jedem Fall, dass eine Gruppe, die in einem bestimmten Punkt "besser" als eine andere Gruppe ist oder zu sein glaubt, gleichzeitig in anderen Punkten "schlechter" ist - sofern solche Punkte überhaupt bestimmt und objektiv bewertet werden können. RassistInnen lösen dieses Problem - sofern es ihnen bewusst ist -, indem sie ihre guten Eigenschaften willkürlich für wichtiger halten, als ihre schlechten Eigenschaften.
Die AkteurInnen in diesem Schauspiel sind nicht objektiv, denn sie sind nicht fähig, die Welt aus der Sicht der "anderen" Gruppen zu sehen. Es liegt dagegen im zentralen Interesse der Wissenschaft und der Universitäten, sich grundsätzlich für interkulturelle Objektivität und damit auch gegen Rassismus einzusetzen. Gleichzeitig kann auch interkulturelle Subjektivität gefördert werden: man interessiere sich wohlwollend für die Kultur anderer Menschen (Werte, Wünsche, Sichtweisen usw.).
Rassismus ist selbstverständlich immoral und ungerecht. Allerdings stehen im Rahmen von fAIR nicht Fragen der Moralität und der Gerechtigkeit im Hintergrund, sondern der wissenschaftsfeindliche Aspekt des Rassismus. Die Universitäten haben den Auftrag, Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit zu fördern und durch geeignete Aufklärungsmaßnahmen gegen jede Form von Realitätsverzerrung oder -verfälschung vorzugehen. Daher fAIR.
In einer durch internationale Kommunikation und Migration gekennzeichnete globalisierte Welt ist es lebensnotwendig, wirksame, wissenschaftlich fundierte Strategien gegen Fremdenfeindlichkeit zu entwickeln. In Österreich ist es sogar Gesetz, dass Universitäten zur Lösung der "Probleme des Menschen" beitragen.
Folgende Zitate legitimieren ein universitäres Vorgehen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.
Im Universitätsgesetz 2002 heißt es:
Die Universitäten sind berufen, der wissenschaftlichen Forschung und Lehre, der Entwicklung und der Erschließung der Künste sowie der Lehre der Kunst zu dienen und hiedurch auch verantwortlich zur Lösung der Probleme des Menschen sowie zur gedeihlichen Entwicklung der Gesellschaft und der natürlichen Umwelt beizutragen (aus §1).
Die Universität hat ihren Beitrag zur Entwicklung der Gesellschaft zu formulieren. Dazu zählen unter anderem ... der Ausbau von gesellschaftlich relevanten Kunst-, Kultur- und Forschungsbereichen sowie der Wissens- und Technologietransfer" (§13 (2) 1 (d)).
In der Gelöbnisformel, die bei Sponsions- und Promotionsfeiern an der Universität Graz verlesen wird, heißt es:
Sie wollen also versprechen ... verantwortlich zur Lösung der Probleme der menschlichen Gesellschaft und deren gedeihlicher Weiterentwicklung beizutragen, nach Wahrheit zu streben ..., Ihr Wissen und Können zum Wohle der Menschen ohne Ansehung der Person einzusetzen, die Menschenwürde und die Menschenrechte stets zu achten, Ihre beruflichen Pflichten mit gleicher Menschlichkeit gegen alle auszuüben und weder eigenen Schwächen noch äußerem Druck oder Drohung nachzugeben ...
In der Beilage zur Einladung zum Österreichischen Wissenschaftstag 2005 "Wissenschaft in Österreich: Bilanzen und Perspektiven", der gemeinsam von der Österreichischen Forschungsgemeinschaft und vom bm:bwk veranstaltet wird, heißt es:
Wissenschaft ist ein globales Unternehmen, ihre Leistungen sollen die Lebensqualität aller Menschen verbessern und zur Lösung der Weltprobleme beitragen.
Die Ziele von fAIR entsprechen auf vielfältige Weise den im Leitbild der Universität Graz dargestellten Zielen. Zum Beispiel:
„Wir betreiben Grundlagenforschung und angewandte Forschung unter Berücksichtigung des Bedarfes der Gesellschaft.“ Alle drei Punkte werden von fAIR gefördert.
„Dabei ermöglichen wir die Themen- und Methodenvielfalt.“ fAIR fördert multidisziplinäre Vielfalt und interdisziplinäre Synergien.
„Wir fördern qualitativ hochstehende Forschung.“ Im Rahmen von fAIR sind konkrete Maßnahmen zur Förderung der wissenschaftlichen Qualität vorgesehen. Ein geplantes herausgegebenes Buch soll aus Kapiteln bestehen, die intern und extern durch ExpertInnen in spezifischen Bereichen begutachtet werden. Alle Beiträge zu einer geplanten internationalen Tagung sollen die Zusammenarbeit von verschiedenen Fachbereichen darstellen und anonym begutachtet werden.
„In Kernbereichen der Wissenschaftsdisziplinen bilden wir Forschungsschwerpunkte.“ Die Interkulturalitätsforschung stellt einen schon existierenden universitären Schwerpunkt dar, der noch nicht universitätsweit hervorgehoben wurde.
„Wir verankern unsere Forschung im internationalen Forschungsraum, wobei der europäische Forschungsraum besonders berücksichtigt wird.“ fAIR fördert auf neue und einzigartige Art und Weise Internationalität in aller Forschung und aller Lehre sowie einen europäischen Schwerpunkt.
„Im Sinne einer forschungsgeleiteten Lehre binden wir unsere Studierenden in die Forschung ein.“ Im Rahmen von fAIR werden Forschungsprojekte für DiplomandInnen gefördert, die wichtige gesellschaftliche Implikationen haben können (siehe Projekte).
„Wir machen unser durch universitäre Forschung generiertes Wissen und unsere Forschungsergebnisse aktiv der Gesellschaft zugänglich.“ Zu den wichtigsten Zielen von fAIR gehört, dass durch universitäre Forschung generiertes Wissen in den Themenbereichen MigrantInnen und Minderheiten, Multi- und Interkulturalität sowie Rassismus und Fremdenfeindlichkeit in vielen Instituten und allen Fakultäten der Universität der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird (siehe Ziele).
„Die Intensität des
Wissenstransfers und die Qualität der Forschungskooperationen mit außeruniversitären
PartnerInnen werden gezielt unterstützt.“ Für fAIR sind
diese beiden Aspekte selbstverständlich.
Das Besondere an fAIR
Die Universitären Initiativen gegen Fremdenfeindlichkeit gehören zu jenen innovativen, zukunftsweisenden universitären Projekten, die auf wissenschaftlicher Grundlage versuchen,
wichtige gesellschaftliche Probleme zu erkennen und zu untersuchen, und
Lösungsvorschläge zu entwickeln und diese so weit wie möglich (und soweit für eine Universität passend) umzusetzen.
fAIR hat die Entwicklung und Durchführung von konkreten, konstruktiven, international sichtbaren Initiativen gegen Fremdenfeindlichkeit zum allgemeinen Ziel. Die Universitäten werden aufgefordert, ihre Verantwortung für öffentliche Bildung im Bereich Rassismus und Fremdenfeindlichkeit zu übernehmen und dementsprechend zu agieren.
fAIR soll damit auf die europäischen und globalen Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte vorbereiten. Um die gesellschaftlichen Aufklärungszeile von fAIR zu erreichen werden neue Verbindungen zwischen wissenschaftlichen Disziplinen sowie zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft aufgebaut.
Das besondere an fAIR ist die Kombination:
der praxisbezogenen Anwendung der Ressourcen, des Know-hows und der nationalen und internationalen Verbindungen einer großen Universität; und
fAIR richtet sich gegen Fremdenfeindlichkeit und somit auch gegen Rassismus.
In einer weit gefassten Definition bezieht sich Fremdenfeindlichkeit auf jede Art von Feindlichkeit, die aufgrund von "Fremdheit" entstehen kann. Dabei ist "Fremdheit" immer subjektiv. Ob zwei Menschen im objektiven Sinne "fremd" sind, kann nicht eindeutig festgestellt werden, weil faktisch alle Menschen (zumindest genetisch) anders sind. Fremdenfeindlichkeit entsteht zwischen Gruppen von Menschen, wenn die Mitglieder der einen Gruppe - aus welchem Grund auch immer - die Mitglieder der anderen Gruppe als fremd, und daher als minderwertig oder bedrohlich, wahrnehmen. Fremdenfeindlichkeit wird durch spezifische menschliche Eigenschaften und somit durch spezifische Gruppen, die diese Eigenschaften aufweisen, ausgelöst; zu diesen Eigenschaften gehören Aspekte der Kultur, Verhalten, Identität und Aussehen, wie z.B. Sprache, Religion, Sitten, Geschlecht, sexuelle Neigung, Behinderung und Hautfarbe.
Wenn Fremdenfeindlichkeit auch
durch Rassentheorien gestützt wird (z.B. durch den Glauben, dass Menschen
schwarzer Hautfarbe zu einer anderen Rasse gehören, grundsätzlich
andere Fähigkeiten haben und deswegen minderwertig sind), spricht man von
Rassismus. Es
wurde vor Jahrzehnten in den relevanten Biowissenschaften klar, dass es keine
klar definierbaren menschlichen "Rassen" gibt. Trotzdem existieren "Rassen"
noch psychologisch (in der Vorstellung von Menschen) sowie kulturell (z.B. in
der Sprache). Alle Menschen und Kulturen, die andere Menschengruppen entweder
bewusst oder unbewusst aus biologischen oder genetischen Gründen für
minderwertig halten, sind folglich als "rassistisch" zu bezeichnen.
Tolerare, lateinisch: ertragen,
aushalten, überstehen
Ein Gedicht von Jörn Pfennig
Glaub mir, mein
Schatz |
Glaub mir, mein
Schatz |
Aus diesem Gedicht geht hervor, dass Toleranz kein Ziel von fAIR sein kann, denn wer Fremde lediglich toleriert, ist im Grunde (noch) fremdenfeindlich. Auch Nächstenliebe ist kein geeignetes Ziel. Nächstenliebe wird verstanden als selbstlose Hilfsbereitschaft gegenüber anderen Menschen, die einem sogar völlig fremd sein können. Der Begriff "Liebe" wird allerdings durch eine solche Definition abgeschwächt, denn wirklich lieben kann man selbstverständlich nur Menschen, die man gut kennt. Es ist jedenfalls nicht so, dass MigrantInnen sich in ihrer neuen Heimat nicht geliebt fühlen. Es geht vielmehr um Diskriminierung – um die Verweigerung grundsätzlicher Menschenrechte.
Nächstenliebe ist ein zentraler Begriff der Weltreligionen. Im Rahmen des Christentums ist Nächstenliebe die wesentliche Forderung, die Jesus in seinen Predigten stellte. fAIR stellt diese und ähnliche religiöse Forderungen nicht infrage, zielt dagegen aufgrund der religiösen Vielfalt der Welt auf eine klare Trennung zwischen Religion und Politik sowie zwischen Religion und Wissenschaft; dafür rufen wir zu einer stärkeren Bindung zwichen Wissenschaft und Politik auf. Während eine liebevolle Einstellung zur Welt und zu Fremden selbstverständlich zu bejahen ist, ist eine persönliche Lebensphilosophie keine geeignete Grundlage für eine wissenschaftlich fundierte politische Aktion.
Im fAIR geht es vielmehr um Akzeptanz und Objektivität. Diese Begriffe sind auf folgende Weise miteinander verbunden: Akzeptiert man eine fremde Gruppe, ist man besser in der Lage, die Welt aus ihren Augen zu betrachten. Dadurch wird die wissenschaftliche Objektivität gefördert.